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Gottesersatz

Lesedauer 6 Minuten

Warum suchen Menschen einen Gottesersatz?

Schon eh und je in der Menschheitsgeschichte haben Menschen nach einer höheren Macht gesucht. Religionen, Philosophien und Weltanschauungen entstehen aus dem tiefen Bedürfnis nach Sicherheit, Orientierung und Bedeutung. Doch in der modernen Gesellschaft entfernen sich viele Menschen bewusst oder unbewusst von Gott und ersetzen ihn durch andere Dinge.

Nachfolgend sollen sowohl die Gründe für die Suche nach einem Gottesersatz als auch die Folgen dieser Ersatzhandlungen beleuchtet werden.

Gott als existenzielle Grundlage

Warum glauben Menschen an Gott?

  • Glaube an Gott gibt dem Leben einen höheren Sinn, Halt und eine letzte Wahrheit.
  • Religionen bieten ethische Richtlinien für ein gutes Leben.
  • Glaube gibt Hoffnung über den Tod hinaus und erklärt das Unerklärliche.
  • Glaube schafft Zugehörigkeit und Identität.

Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen und sehnt sich nach ihm. Ohne ihn bleibt eine innere Leere oder, wie es der Psalmist in Psalm 42,2 ausdrückt „Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott!“

Ablehnung Gottes und seine Ersatzformen

Warum ersetzen Menschen Gott?

Moderne Gesellschaften sind zunehmend säkularisiert, d.h. die Bindungen an Religion wird zunehmend gelockert oder gelöst und Fragen der Lebensführung werden statt dessen dem Bereich der menschlichen Vernunft zugeordnet. Viele Menschen suchen Alternativen zu Gott, weil:

  1. Wissenschaftlicher Fortschritt stellt die Notwendigkeit eines Schöpfergottes infrage.
  2. Individualismus die Selbstbestimmung wird über die Abhängigkeit von Gott gestellt.
  3. Technologischer Fortschritt vermittelt die Illusion, dass der Mensch alles selbst kontrollieren könne.

Der Mensch neigt dazu, Gott durch etwas anderes zu ersetzen, das ihm, nach seiner Vorstellung, Erfüllung gibt, wenn auch nur kurzfristig. Diese Kurzfristigkeit aber führt dazu, dass immer mehr, immer schneller, immer höher zum Ziel des Menschen wird oder, wie Paulus in seinem Brief an die Römer formuliert (Römer 1,25) „Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge und verehrten das Geschöpf anstelle des Schöpfers.“

Womit ersetzen Menschen Gott?

Für den Menschen werden Materialismus und Konsum, Geld und Besitz, Erfolg und Luxus zur höchsten Priorität. Das Streben nach Wohlstand ersetzt die Suche nach Gott, zeitigt kurzfristige Befriedigung, aber langfristige Sinnleere.
Matthäus schreibt hierzu (Matthäus 6,24) „Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“

  1. Wissenschaft und Rationalismus bieten logische Erklärungen und empirische Beweise, der Glaube hingegen wird als irrational abgelehnt. Als Folge ist der Verlust der menschlichen Belange und existenziellen Fragen zu verzeichnen.
  2. Ideologien und Politische Systeme, wie z.B. Marxismus, Nationalismus oder säkulare Humanismen, – die Betrachtung des Menschen als Maßstab für Moral und Fortschritt, ohne dass ein Gott oder eine religiöse Offenbarung notwendig ist -, ersetzen den religiösen Glauben, während Staat oder Partei die Rolle Gottes einnimmt, wie es in totalitären Systeme oder übersteigerte Ideologien der Fall ist.
    Hierzu schreibt der Paslmist in Psalm 146,3 treffend „Verlasst euch nicht auf Fürsten, auf ein Menschenkind, bei dem keine Rettung ist!“
  3. Technologie und Fortschrittsglaube suggerieren mittels Digitalisierung, KI und Transhumanismus, den Menschen verbessern zu können. Gar werden Unsterblichkeit und ewige Jugend angestrebt.
  4. Selbstverwirklichung und Esoterik propagieren „Gott in sich selbst zu finden“, der Mensch erhebt sich selbst zum Mittelpunkt oder, wie Timotheus 3,2-4 ausdrückt „Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, 3 lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind, 4 Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott;„.

Diese Ersatzformen geben oft nur eine illusionäre Befriedigung, führen nicht zu einer tieferen, nachhaltigen Erfüllung. Letztlich bleibt der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen und existenziell unbefriedigt.

Möglichkeit eines neuen Verständnisses

Statt Gott durch materielle oder ideologische Dinge zu ersetzen, könnte der Mensch Wissenschaft und Glauben verbinden, denn Wissenschaft kann Erkenntnisse über die Schöpfung liefern, nicht aber die letzten Sinnfragen beantworten.
Der Mensch könnte materiellen Wohlstand mit Demut nutzen. Reichtum per se ist nicht schlecht, wenn er in Gottes Sinn genutzt wird.
Der Mensch könnte Individualismus mit Gemeinschaft vereinen, indem Selbstverwirklichung nicht zu Egoismus, sondern zu einem liebevollen Umgang mit anderen führt.

Matthäus fasst es in Matthäus 22,37-39 so zusammen: „Und Jesus sprach zu ihm: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken‘. Das ist das erste und größte Gebot. Und das zweite ist ihm vergleichbar: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst'“

Und Johannes bekräftigt (Johannes 14,6) „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“

Gott ist nicht gegen Fortschritt, Wohlstand oder Wissen, aber sie dürfen nicht seinen Platz einnehmen.
Eine gesunde Synthese besteht darin, Gott nicht zu ersetzen, sondern ihn als Quelle von Weisheit, Liebe und Wahrheit zu erkennen.

Exkurs – Streben nach Erfüllung

Ein ehrgeiziger junger Mann, der sich schon früh ein klares Ziel gesetzt hatte: Er wollte Erfolg haben. Als Kind hatte er oft erlebt, wie seine Familie finanzielle Sorgen hatte, und er schwor sich, dass er es einmal besser haben würde. So arbeitete er hart, absolvierte mit Bestnoten sein Studium und bekam eine begehrte Stelle in einem renommierten Unternehmen. Er hatte es geschafft!

Sein Job wurde schnell zum Mittelpunkt seines Lebens. Er war ständig erreichbar, arbeitete oft bis spät in die Nacht und investierte all seine Energie in seine Karriere. Anerkennung von Vorgesetzten, hohe Boni und die Aussicht auf eine Beförderung gaben ihm das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Freunde und Familie kamen dabei immer häufiger zu kurz. Er redete sich ein, dass er später …, wenn er sein Ziel erreicht hätte, Zeit für sie haben würde.

Denn er dachte, dass er einfach noch nicht genug erreicht hatte. Wenn er erst die nächste Gehaltserhöhung oder die nächste Beförderung bekommen würde, dann(!) würde er sich endlich glücklich, sicher und erfüllt fühlen. Doch jedes Mal, wenn er eines seiner Ziele erreicht hatte, dauerte die Zufriedenheit nur kurz, bevor er sich wieder auf das nächste Ziel stürzte. Der Gedanke nach dem Höher und Weiter hatte ihn voll im Griff.

Eines Tages traf er zufällig einen alten Freund, der früher genauso ehrgeizig gewesen war, sich aber bemerkenswert verändert hatte. Jetzt wirkte er ruhig, gelassen, ja, zufrieden und erfüllt. So fragte er ihn: „Wie schaffst Du es, so zufrieden zu sein? Ich habe alles, was ich mir immer gewünscht habe, aber trotzdem fehlt mir immer wieder etwas. Und so jage ich von einem Gipfel zum nächsten, eben höher, weiter …“

Sein Freund lächelte wissend, schließlich war es ihm nicht anders ergangen, früher. Und so antwortete er: „Ich habe früher genauso gedacht wie Du. Ich habe meinen Erfolg zu meinem Gott gemacht. Aber dann habe ich erkannt, dass nichts in dieser Welt mich wirklich erfüllen kann, außer ich hätte Gott selbst.“

Damit hatte er nun ganz und gar nicht gerechnet. Der wird doch wohl nicht etwa Christ geworden sein?! Seine erste Reaktion war daher verständlicherweise Ablehnung. Denn er war kein besonders gläubiger Mensch und hielt Religion für eine Stütze für diejenigen, die es nicht alleine schafften.
Doch die Worte seines Freundes ließen ihn nicht los. Er fragte sich, ob sein Streben nach immer mehr und mehr Erfolg und Anerkennung nicht tatsächlich ein Ersatz für etwas Sinnhafteres, Tieferes war?

Hätte er damals schon die Bibel ansatzweise inhaltlich gekannt, wäre er vermutlich auf 2. Mose 20,3 gestoßen, in dem es heißt „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!„. Hm, irgendwie hatte er sich den Erfolg, die Anerkennung seiner Vorgesetzten und Kollegen wohl doch zum Goldenen Kalb gemacht.
Oder auch auf Matthäus 6,19-21 „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“. Ja, das Geld, Beförderungen, das waren seine Schätze geworden, an ihnen hing sein Herz. Doch, mit jeder Abbuchung vom Konto schmolz der Schatz dahin und musste wieder aufgefüllt werden. Also auf zum nächsten Gipfel, oder?

Eines Abends, als Paul in seinem luxuriösen Apartment saß, blickte er auf die Skyline der Stadt und fragte sich: Habe ich mein Leben wirklich nach dem ausgerichtet, was zählt? Oder bin ich nur einem leeren Traum nachgejagt?

Er begann, sich intensiver mit Glauben auseinanderzusetzen, las die Bibel, besuchte schließlich eine Gemeinde. Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er, dass seine Suche nach Anerkennung und Erfolg nur ein Ersatz für etwas war, was seine Seele wirklich brauchte: die direkte Beziehung zu Gott.

Langsam begann sich sein Leben zu verändern. Er setzte sich bewusst Grenzen in seinem Job, nahm sich Zeit für seine Familie und Freunde und begann, seinen Wert nicht mehr nur an beruflichen Erfolgen zu messen. Stattdessen fand er eine tiefere Erfüllung darin, Gott in sein Leben zu lassen, es Ihm zu übergeben, Seinem Weg zu folgen.

Damit erkannte er, dass nichts auf dieser Welt, weder Geld, noch Erfolg, noch Anerkennung das Loch in seinem Herzen füllen konnte. Er hatte all die Jahre nach einem „Gottesersatz“ gesucht, doch erst als er sich Gott zuwandte, fand er den Frieden, nach dem er sich immer gesehnt hatte und den er an seinem Freund als leibhaftiges Beispiel gesehen hatte.

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