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Wohnmobil Umbau

Lesedauer 6 Minuten

Aktualisiert – November 1, 2023

Warnung: Beim Wohnmobil Umbau ist es mit „mal eben“ in keinem der folgenden Umbaumaßnahmen getan! Man sollte mindestens die doppelte bis dreifache Zeit einplanen, die man augenscheinlich zunächst veranschlagen würde. Widrigkeiten ergeben sich mit Murphy’s Verlässlichkeit regelmäßig …

Wer eine längere Reise mit dem Wohnmobil plant, wird, so er nicht – glücklicherweise 😉 – über zwei linke Hände verfügt, nicht umhin kommen, das eine oder andere zu modifizieren …

Meist beschränkt sich die Umrüstarbeit nicht nur auf ein paar wenige, überschaubare Aktionen. Das Eine zieht das Andere nach sich. Und wenn man schon, dann kann man ja auch – mal eben -, naja, eigentlich – auch gleich noch … – nahezu alles umbauen. Zum Leidwesen der Frau, die nur noch die Hände über dem Kopf zusammen schlägt und die Augen verdreht.

Wir haben einen Flair 7100 gebraucht erworben. Hätten wir ihn als Neufahrzeug gekauft …, nun: Man könnte ja meinen, wenn man schon von einem renommierten Hersteller kauft, dann sollten sowohl die Dokumentation, als auch Ausführung entsprechend vollständig und ordentlich sein.
Über 600 Seiten Handbuch, immerhin! Doch, weit gefehlt. Es beginnt schon mit den Verweisen auf „Lagepläne“ diverser Bereiche, ob Elektrik, Wasser, etc., die weder im Handbuch befindlich, noch auf Anfrage beim Hersteller erhältlich sind.

Von schief angebauten Unterkonstruktionsleisten, über mehr oder weniger chaotisch verlegten Wasserleitungen, von denen man, dank fehlendem Lageplan, weder weiß woher sie kommen, noch wohin sie gehen und ob sie Warm- oder Kaltwasser führen, sowie mangelnder Qualität verbauter Duscheinrichtungen gibt es leider vieles, das man – bei den sechsstelligen Einstandspreisen – in wertigerer Verarbeitung vorzufinden erwartet.

Auch ohne selbst Tischler, Elektriker oder Sanitär-Installateur zu sein, denkt man sich schnell: das kann ich besser. Und hier nimmt das Verhängnis seinen Lauf: man beginnt hier rund da, um von da nach dort zu gelangen und letztlich etliche Baustellen aufzureißen, weit mehr, als anfangs beabsichtigt.

Je mehr Erfahrung man mitbringt, desto mehr fällt einem auf, das der Verbesserung bedarf, z.B. auch die Umlaufpumpe der Heizung, die gerne zum Klappern neigt, da die etwa 20 cm lange Achse des „Quirls“ im Wasserbad nicht wirklich zentrisch und erst recht nicht ausgewuchtet läuft.

Umbauten auf Grund von individueller Nutzung sind hier der Fairness halber natürlich nicht gemeint.

Folgende Beiträge zu diesem Thema stehen aktuell zur Verfügung:

Erste Orientierung – Kabelwege finden

Alle Bodenluken entfernen, die in den Schränken nicht zu vergessen! Wer Kabel neu ziehen möchte, dem sind hiermit relativ gute Möglichkeiten gegeben. Man sollte einen Führungsdraht á la 1,5 mm2 Verlegeleitung von etwa 2 m Länge nutzen, um flexible Leitungen gezielt durch das Bodenlabyrinth zu jonglieren. Am besten gleich mehrere Kabel oder zumindest mehradrige Leitungen verlegen, um später bei Bedarf noch Reserve zu haben.

Spannungsgeladene Aspekte – Teil 1

Für zusätzliche Gleichspannungs-Versorgungsleitungen ist ein z.B. 12-fach Sicherungshalter für KFZ-Standardsicherungen unabdingbar. Die vorhandenen Sicherungskästen sind ohnehin schon gut ausgereizt. Die
Übersicht wird also besser, wenn man sich separater Sicherungshalter bedient.

Bei der Wahl der Kabelquerschnitte ist mehr definitiv besser, wenn auch teurer. Aber wegen falscher Bescheidenheit später eine unbeabsichtigte „elektrische Bodenheizung“ oder gar einen Kabelbrand zu riskieren, ist sicher nicht erstrebenswert. Also zumindest die zuführenden Batterieleitungen mit großen Querschnitten wählen. Die abgehenden Leitungen entsprechend der Ampère-Zahl der einzusetzenden Sicherungen, respektive des geforderten Strombedarfs des / der anzuschließenden Verbraucher/s.

Hier kann der notwendige Querschnitt von Kupferkabeln für DC-Anwendungen berechnet werden, ebenso der Spannungsabfall. Die gelben Felder sind editierbar:

Umrüstung – LED statt Halogen

Auch die Umrüstung von stromfressenden Halogenleuchten als Innenraumbeleuchtung auf LED-Stripes birgt so manche Überraschungen.

Nicht nur unlogische Schalterzuordnungen machen zu schaffen. So z.B. der zwischen Küchenzeile und Sofa (bei der Bar-Version) in der Alu-Abdeckung untergebrachte Schalter für die beiden Strahler im Durchgang zu Dusche und WC. Oder auch der am Kopfende des Hochbettes im Bedienpanel befindliche Schalter für die Trittstufenbeleuchtung vor dem Bett (statt diesen an der stufennahen Seite anzubringen, wo er benötigt wird).
Auch abenteuerlich platzierte, freifliegende Sicherungshaltern an Borden, in Schränken, etc. machen zu schaffen, sind sie doch nirgendwo im Handbuch dokumentiert. Die Krönung sind dann Formulierungen auf Seite 251 im über 700 Seiten starken Flair-Handbuch:

FlairDt_version8_04.pdf

  • „Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Flair-Modelle kann der Belegplatz auf den drei Lichtsicherungen nicht im Einzelnen benannt werden.“

Die Sicherungs-Odyssee

Auf die diverse Sicherungen beherbergende „Relaisbox“ wird erstmals auf Seite 38 Bezug genommen. Was die Relaisbox ist und wie sie aussieht, erfährt man jedoch erst auf Seite 251 dank eines Fotos. Über die Lokalisation schweigt das Handbuch gänzlich (nämlich in der Außenklappe rechts unterhalb des Sofas).

Anlass für die Suche selbiger war das Ansprechen der Sicherung, die offenbar zuständig für die Beleuchtung von Dusche, Hochbett, Küche und Sofa-Bereich ist. Allerdings waren sämtliche der Stecksicherungen in der Relaisbox durchgängig. Wo diese Sicherung sich verbirgt, blieb im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln.

Ursächlich für das Sicherungs-Malheur war die umgekehrte Kodierung der mit den Leuchten im rechten Hochbettbereich verbauten Steckverbinder: bislang war schwarz Minus und blau Plus. Hier aber war blau Minus und braun (statt schwarz) Plus. An sich sind kodierte Steckverbinder ja eine feine Sache, schützen sie doch vor genau solchem Ungemach. Hier muss zur Ehrenrettung von Niessmann & Bischoff jedoch gesagt werden, dass Hymer die Kabelbäume zuliefert. Dennoch, die Dokumentationsverantwortung liegt bei Niessmann & Bischoff.

Vorbeugende Maßnahme

Um künftig vor derlei Unwägbarkeiten gefeit zu sein, werden alle neu verbauten Verbraucher über eigens verlegte Leitungen und einen jederzeit von innen zugänglichen Sicherungskasten abgesichert. Defekte Sicherungen werden über eine direkt bei der Steckfassung liegende LED angezeigt. Ein Suchen und Ausmessen entfällt somit. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass für solcherlei verlegte Leitungen und Zuordnung von Sicherungen, inkl. Stärke, eine Dokumentation verfasst werden sollte. Einerseits wird man in einigen Jahren kaum mehr erinnern, welche Sicherung welchem Verbraucher zugeordnet ist, noch möchte man einem künftigen Käufer des Wohnmobils gleiche leidigen Erfahrungen zumuten.

Kosmetik

Im Zuge der Umrüstung von Halogen auf LED-Streifen, hieß es die unschönen Löcher der ausgebauten Halogen-Lampen zu verdecken und auch die Lautsprecherausschnitte in den Alu-Profilen unterhalb der Hochschränke irgendwie los zu werden.

Nachdem wir mit Acrylglas in der Dusche gute Erfahrungen gemacht hatten, stand der Entschluss schnell fest: Acrylglasplatten ausmessen, im Zuschnitt bei Nordic Panel in Stade online bestellen und nach Fertigstellung abholen, um die Frachtkosten zu sparen.

Sorgfältiges Messen vorausgesetzt, passen die Platten wie angegossen. Lediglich bei den fahrerhausseitigen Enden muss die Rundung des unteren Hängeschrankkranzes sorgsam nachgearbeitet werden.

Die Platten wurden in der Tiefe minus 10 mm gefertigt, um die 10 mm breiten Alu-Eckprofile der LED-Streifen davor, in gut einem Millimeter Abstand zur Kranzrückseite montieren zu können.

Die Herausforderung bestand in der Kabeldurchführung in das Schrankinnere und die Verlegung, die überwiegend in dem oberen Lamellenbereich mit der serienmäßigen Ambiente-Beleuchtung erfolgte.

Spannungsgeladene Angelegenheiten

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der diversen Gerätschaften Genüge zu tun, werden DC/DC-Wandler vorgesehen. Jeder Verbraucher wird separat abgesichert, um im Falle des Falles nicht die Funktion mehrerer Verbraucher einzubüßen.

Zu- und abführende Kabel werden in Kabelkanälen geordnet untergebracht.

Seitlich angebrachte LED-Streifen sorgen beidseits für ein helles Arbeitsumfeld. Diese Installation ist fahrerseitig ausgeführt. Ebenso, hinter dem Fahrersitz ein doppel-Ladegerät für Makita-Akkus. Da dieses nicht mit Gleichspannung, sondern ausschließlich mit 230V Wechselspannung betrieben werden kann, wurde hierfür ein separater DC/AC-Inverter installiert.

Auf der Beifahrerseite befinden sich sämtliche Ladegeräte, für Akkus, Geräte mit eingebautem Akku, etc.. Nebenbei fand auch der Makita-Akku-Staubsauger hier, zwischen Tisch (Gaskastenverkleidung) und Beifahrer-Seitenverkleidung, unterhalb der Ladegeräte-Installation, seinen Platz.

Nachdem sich im Laufe der Zeit etliche Stromverbraucher, mit Niederspannung wie Netzspannung betrieben, angesammelt, mehrere Sinus-Inverter samt jeweiliger Netzvorrang-Schaltung ihren Platz gefunden haben, sollte jetzt für ausreichende Speicherkapazität gesorgt werden.

Hierzu werden vier 12 V LiFePo4-Akkus mit je 280 Ah (max. Strom-Entnahme je 240 A), gesamt also 1.120 Ah (bzw. 960 A), parallel verschaltet. Um die für den verbauten 4 (8) kW-Sinus-Inverter maximal möglichen Ströme weitgehend verlustfrei zu übertragen, werden zwei 400 Quadrat Cu-Stromschienen (max. Dauerstrombelastbarkeit 715 A) auf Isolatoren direkt oberhalb der Akkus montiert. So sind die 50 Quadrat (ca. 200 .. 240 A bei 10 .. 30 °C Umgebungstemperatur) Kabelwege von Akku zu Balancer und Batterie-Management-System (BMS mit Bluetooth-Addon), sowie die Verbindung zum 4 (8) kW Sinus-Inverter, direkt daneben montiert, extrem kurz und damit verlustarm.

Alle diesbezüglichen Komponenten, mit Ausnahme des 4 (8) kW-Sinus-Inverters, sind von Victron, inklusive MPPT-Regler für die 800 W PV-Module und Lade-Booster. Das Strom-Management läuft über Victron Cerbo GX, inklusive Bluetooth-Addons für nicht Smart-Produkte.

Hierüber lassen sich alle Erzeuger- und Verbraucher-Statistiken abrufen und entsprechend bilanzieren. So bleibt man vor unliebsamen Überraschungen bewahrt, vorausgesetzt, man schaut in regelmäßigen Abständen auf diese Daten.

Warum nun so viel Aufwand?

Um unterwegs ggf. auch online arbeiten zu können, wurde ein Mac Mini M1, ein Duplex-Scanner, sowie Duplex-LASER-Drucker, samt Bluetooth-Keyboard und -Trackpad und ein 15,6″ Monitor, neben drei weiteren, für die PTZ-Außenkameras links, rechts und hinten (mit Audio), verbaut. Mac Mini und LASER-Drucker benötigen 230V, der Scanner arbeitet mit 24 V DC, die Monitore über 230 V Steckernetzteil (sie mit 5V zu betreiben schied wegen gegenseitiger Störungen leider aus). Im Fahrbetrieb wird über den Lade-Booster nachgeladen. Im Stillstand laufen bei Bedarf lediglich Mac Mini und ein Monitor.

Auf diese Weise sollte, zumindest im Sommer, reichlich Energie zur Verfügung stehen. Im Winter oder an trüben Regentagen hilft ggf. noch der in der Heckgarage installierte und mit 460 cbm/h belüftete (zum Abtransport der entstehenden Prozesswärme) Gas-/Benzin-Hybrid-Generator mit seinen 3,3 / 3,9 kW (Gas / Benzin) aus.

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