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Audio-Technik

Lesedauer 5 Minuten

Audio-Technik in Studio-Qualität – für das schmale Budget, geht das? In gewissen Grenzen kann diese Frage durchaus mit Ja beantwortet werden. Dank Digital-Technik ist die Eierlegende-Wollmilchsau tatsächlich nicht – mehr – außer Reichweite und auch mit Budgets unter der fünfstelligen Euro-Grenze realisierbar.

Budget und Zweck

Die beiden alles entscheidenden Frage sind: wie groß ist das Budget und welcher Zweck soll bedient werden? Geht es primär um Redner, einen, mehrere in einer Gesprächsrunde oder um Musiker, Sänger, kleinere Ensembles? Handelt es sich um eine mobile oder stationäre Installation? Wie sind die Räumlichkeiten gestaltet? Welcher Art Beschallung ist gewünscht?

Kabel ade …

Kabel sind passé, weshalb Audio-Übertragung überwiegend drahtlos umgesetzt wird. Neben Bluetooth, z.B. für Monitoring-Lautsprecher, werden verschiedene Frequenzbänder genutzt, innerhalb derer einige genehmigungsfrei genutzt werden dürfen, während andere gebührenpflichtig sind.

Frequenz-Dschungel

Der Wahl des Frequenzbereichs sollten einige Überlegungen voran gehen: je größer die Entfernung zwischen Sender und Empfänger, desto geringer die zu wählende Frequenz. Denn mit zunehmender Frequenz sinkt die Reichweite, bzw. die Fähigkeit der Funkwellen, Hindernisse zu durchdringen. Zudem sind manche Frequenzbereiche nicht für die ausschließlichen Nutzung für Audio-Übertragungszwecke reserviert, weshalb eine Störungsfreiheit nicht gewährleistet sein kann. Schließlich sind manche Frequenz-Freigaben zeitlich befristet, was eifrige Händler gern veranlasst Sonderangebote zu bewerben, die überaus preisgünstig und damit lukrativ erscheinen. Dass die offerierten Frequenzen jedoch ein nahes Verfallsdatum aufweisen, das steht leider oft auf einem anderen Blatt.

Bandbreite

Auch der verfügbaren Bandbreite einer gewählten Frequenz gebührt gesonderte Beachtung. Müssen sich mehrere Sender einen Frequenzbereich, z.B. im ISM/SRD-Band 863 – 865 mit nur 2 MHz, teilen, stößt man ggf. schnell an die Grenzen, wenn eine gewisse Audio-Qualität gefordert ist.

Latenz

Die Latenz innerhalb des jeweiligen Frequenzbereichs ist ein weiterer Gesichtspunkt. Während es in Audio-Konferenzen nicht auf einige Millisekunden ankommt, wenn man den Sprecher 20 ms später hört als das Wort gesprochen wurde, ist dies für Musiker oder Sänger indiskutabel.

Empfehlung

Empfehlenswert sind nach Abwägung aller Eventualitäten letztlich nur Frequenzen in dem Bereich von 470 bis 608 MHz und 614 bis 694 MHz, – zumindest bis 2030, denn dann erlischt auch deren Zulassung gemäß der Allgemeinzuteilung Vfg. 34/2020,

Billig oder gut?

Welchem Hersteller man letztlich den Zuschlag erteilt sollte nicht primär vom Preisangebot abhängen. Die Weisheit „Wer billig kauft, kauft zweimal“ und damit teurer, hat durchaus ihre Berechtigung.
Wenn auch das Verfallsdatum der nutzbaren Frequenzen dazu animieren kann zu sagen, dass man ja ohnehin dann wieder neu investieren muss, es also auch was „Billiges“ sein darf, mag das im privaten und hobbymäßigen Anwendungsfall durchaus zutreffend sein. Wer aber ein Equipment benötigt, auf das Verlass sein muss, weil es professionell eingesetzt wird, sollte auch Aspekte wie Service-Verfügbarkeit, Garantiedauer, Ersatzteil-Lieferbarkeit, etc. und den damit einhergehenden Preisaufschlag einkalkulieren.
Am Markt seit Jahrzehnten etablierte Hersteller verfügen über ausgereifte Produkte, ein ausgedehntes Servicenetz, einen verfügbaren Kundenservice und Lagerkapazität, um auch nach Ablauf der Garantiezeit noch lieferfähig in Bezug auf erforderliche Ersatzteile zu sein.

Gebrauchtmarkt

Gebrauchtes Equipment als goldener Mittelweg? Warum nicht! Vorausgesetzt natürlich, dass es kein nahes „Verfallsdatum“ beinhaltet, wie zuvor erwähnt. Hier wird man i.d.R. hochwertiges Gerät zu günstigen Preisen und dennoch einer noch lange währenden Nutzungsdauer erhalten. Händler von gebrauchtem Studio-Equipment geben meist eine zwar nur einjährige Garantie, verglichen mit drei oder mehr Jahren als Neuware, aber besser als nichts.

Mikrofone

Die Wahl der Mikrofone ist abhängig vom Einsatzzweck: Sprache, Gesang, welche Richtcharajteristik, Lavalier-Mikrofon, Head-Set, Tonabnehmer für Streichinstrumente, Gitarren, etc..

Der Aufbau eines Mikrofons kann als dynamisches oder Kondensator-Mikrofon ausgeführt sein.

Das dynamische Mikrofon verfügt über eine vergleichsweise große Membran, wird vorzugsweise bei hohen Schalldruckpegeln eingesetzt (Gesang), ist sehr robust und ist Rückkopplungseffekten gegenüber mehr als gelassen.

Kondensator-Mikrofone sind empfindlicher, eher in Richtmikrofonen zu finden. Sie benötigen eine Spannunsquelle in Form einer Batterie oder einer sog. Phantomspeisung mit 48 V DC (+/- 4 V DC) via Kabel. Batteriebetriebene Mikrofone können u.U. sehr unterschiedlich hinsichtlich ihres Energiebdarfs sein. Zwei identische Mikrofone müssen nicht zwangsläufig auch die selbe Betriebsdauer aufweisen.

Dem Frequenzgang-Diagramm eines Mikrofons gibt seine Empfindlichkeit über den gesamten Frequenzbereich wieder. Je linearer der Verlauf ist, desto weniger Korrektur bedarf es bei der Aufnahme über das nachgeschaltete Mischpult.

Dynamisches Mikrofon
Gestrichelte Linien – geschaltete Bass-Absenkung
Kondensator-Mikrofon

Redner, wie Sänger schätzen meist Head-Sets. Die Hände bleiben frei, es muss nicht auf gleichbleibenden Abstand zum Mikrofon geachtet werden, die Sprach- / Gesangsqualität ist stets gleichbleibend. Lavalier-Mikrofone kommen „gelegentlich“ zum Einsatz. Nachteilig ist, dass bei ausholenden Gesten u.U. das Mikrofon berührt werden und es damit zu unschönen Störungen in der Aufnahme / Übertragung kommen kann.

Richtcharakteristik

Die Richtcharakteristik eines Mikrofons hängt davon ab, ob die Audioquelle bevorzugt aus einer Richtung kommt und seitlich einwirkende Nebengeräusche ausgeblendet (Niere, Super-, Hyper-Niere, Keule), bzw. mit einem zentralen Mikrofon alle, z.B. im Kreis um selbiges angeordnete, Quellen gleichberechtigt aufgenommen werden sollen (Kugel), bzw. bei sich gegenüber befindlichen Gesprächspartnern die Achter-Charakteristik.

Die Kugel fängt aus allen Richtungen Schall ein, neigen stark zu Rückkopplungen, sind jedoch wenig empfindlich für Wind- oder Popp-Geräuschen und haben eine gute Bass-Charakteristik.

Die Niere blendet rückwärtige Schallquellen sehr gut aus, ist weniger für Rückkopplungen, wohl aber für Tritt- und Körperschall empfindlich und benötigt entsprechende Entkopplungsmaßnahmen. Bei Nahbesprechung neigt es zur Verstärkung tiefer Frequenzen, weshalb meist eine Umschaltung für Sprache einen Bassfilter zuschaltet.

Man beachte, dass mit zunehmender Richtwirkung (Super- / Hyper-Niere) auch in entgegengesetzter Richtung, sowie im rechten Winkel auftretende Geräusche Einfluss gewinnen.

Die Keule ist am unempfindlichsten für seitlich auftreffenden Schall, allerdings sehr empfindlich für Körper- und Trittschall, weshalb auf sehr gute Entkopplung zu achten ist.

Hier die unterschiedlichen Charakteristika als Polar-Diagramme:

Digital-Mischpult

Die Dimensionierung eines Digital-Mischpults stellt die meist letzte Hürde auf dem Weg in das professionelle Audio-Mixing und -Recording dar. Wieviele Eingänge, Ausgänge werden benötigt, soll eine integrierte Aufnahme-Möglichkeit gegeben sein, digitale, analoge Signale verarbeitet werden können, etc.?
Allgemein kann man sagen, besser über- als unterdimensionieren. Um auf die eingangs erwähnte Eierlegende-Wollmilchsau zurückzukommen, sei als empfehlenswertes Beispiel das mobil und stationär einsetzbare Midas M32 live genannt. Es verfügt über alles was das Audio-Herz begehrt, ist in vielen Richtungen erweiterbar und dazu bisher im Preis-Leistung-Verhältnis für rund 3.500 Euro mit 48 kHz Samplingrate kaum zu toppen.

Wer 96 kHz Samplingrate benötigt, ist mit dem Allen & Heath SQ6 gut beraten, auch wenn es dem o.g. 48 kHz-Mischpult in manchen Punkten unterlegen ist.

Die Kaufentscheidung sollte stets an den Parametern festgemacht werden, die für den eigenen Anwendungszweck, auch prospektiv, relevant und unabdingbar sind.

Beschallung

Mit der Konzipierung der Beschallung schließt sich der Kreis. In Abhängigkeit der schalltechnischen räumlichen Gegebenheiten kann es ratsam sein, sich Empfehlungen eines Raumakustikplaners einzuholen. Wer keinen Konzertsaal ausstatten und beschallen möchte, sondern z.B. einen, meist gemieteten, Versammlungsraum, will seine immobilen Investitionen in einem sehr überschaubaren Rahmen halten. Folglich beschränken sich akustisch korrigierende Maßnahmen auf mobile Schallabsorber oder, schlicht, Vorhangstoffe, um unerwünschten Schallreflexionen vorzubeugen.

Auch der Wahl von Beschallungs-Systemen sollte ggf. eine fachliche Beratung vorangehen, sofern man nicht selbst über entsprechende Fachkenntnis verfügt. Eine kostengünstige Alternative ist u.U., sich in ähnlichen Räumlichkeiten umzutun und dort installierte Systeme anzuhören, sich mit den Betreibern auszutauschen. Namhaften Herstellern von Lautsprecheranlagen ist auch hier wieder der Vorzug zu geben, möchte man die Investition über viele Jahre ohne Reue genießen.

Und nun?

Jetzt gilt es zu notieren, basierend auf den obigen Gedankenanregungen, wie die eigenen Anforderungen gestaltet sind, um einerseits gezielt Rat und Empfehlung einholen, andererseits eine Materialliste innerhalb des verfügbaren Budgets erstellen zu können. Sodann geht es auf die Pirsch nach geeignetem Equipment.

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