Inhoudsopgave
Wie meistert man die Crux mit den Farben? Vor dieser Frage steht man spätestens dann, wenn man auf dem heimischen Computer eine wunderschöne Grafik erstellt, sie in den Druck gegeben und das ernüchternde Resultat vorliegen hat, das so ganz und gar nicht DIE Farben wiedergibt, wie man sie mühevoll am Monitor komponiert hat.
Farbsysteme
Plural? Ja, es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher, im Laufe der Jahrzehnte, beginnend bei Aristoteles, über J. W. v. Goethe bis in die Gegenwart entstandener Farben beschreibender Systeme.
Im Computer-Zeitalter haben sich das, von der Empfindung her vergleichsweise farbintensivere, RGB– (Rot – Grün – Blau) mit 16,8 Mio. und CMYK– (Cyan – Magenta – Yellow – blacK) Farbsystem, mit theoretisch rund 4 Mrd. Farben durchgesetzt.
RGB sind Lichtfarben, ein additives Farbsystem, die durch Farb-Licht-Mischung entstehen, während CMYK Druckfarben darstellen und subtraktiv arbeiten.
Bei der subtraktiven Farbmischung werden Anteile des Farbspektrums entfernt, bei der additiven hinzugefügt.
PANTONE ist ein weiteres System mit ursprünglich 1.114, nun 3.172 Farben für die Druckindustrie.
Auf Seiten der Industrie-Farben hat sich das, heute wohl bekannteste, RAL-System etabliert, das seinen Ursprung in dem namensgebenden Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen von 1927 hat und damals 216 Farben zum industriellen Austausch definierte, heute RAL Classic genannt.
2020 wurde es unter der Namensgebung RAL Design auf gesamt 1.825 Farben erweitert. RAL Effect umfasst 420 Vollton- und 70 Metallic-Farben, während RAL Plastics als Farbstandard für die Kunststoffindustrie 100 Farben umfasst.
Farbe ungleich Farbe
Bei so vielen Systemen verwundert es nicht wirklich, dass Farbe nicht gleich Farbe ist, sondern um Nuancen abweichen kann. Wie aber kommt man nun zu DER Farbe, die auf dem Monitor der Farbwiedergabe auf dem Druckerzeugnis entspricht?
Es gibt zwei Wege, einen kostenfreien, die Umrechnung einer Farbe aus dem einen in das andere Farbsystem, und einen kostenträchtig(er)en, indem man seinen Monitor kalibriert oder aber gleich einen kalibrierten Monitor erwirbt, wie z.B. EIZO-Monitore, die werkseitig mit einer aufwändigen Kalibrierung und entsprechend resultierender Farbtreue zum Endkunden gelangen.
Monitor kalibrieren
Die professionelle Kalibrierung von Monitoren wird herstellerseitig mittels Color Analyzern durchgeführt. Doch nicht alle Hersteller legen gesteigerten Wert auf eine präzise Kalibrierung, die auch Designer befriedigt. Manche Hersteller haben sich daher auf die Herstellung spezieller Grafik-Design-Monitor spezialisiert und bieten sie für einen entsprechenden, für Privatanwender eher zu hoch angesiedelten, Obulus feil.
Eine Näherung, die auch für Endanwender erschwinglich ist, ermöglichen sog. Colorimeter En Spektralfotometer, wie z.B. das Display Plus HL (etwa 200,- Euro) und das Nix Spectro L (um 500,- Euro). Mit diesen gelingt eine Kalibrierung für Druckausgabe zufriedenstellend. Bei entsprechender Sorgfalt kommen sie nahe an professionell kalibrierte Monitor heran,
Das heißt, es gibt durchaus Möglichkeiten, Monitore zu kalibrieren, um eine angenäherte(!) Farbidentität zwischen Anzeige und Druckergebnis zu erzielen. Angenähert, weil keine 100-prozentige Deckung zwischen Monitor- und Druckbild technisch möglich ist, jedenfalls nicht mit vertretbarem Aufwand.
Rechnet man jedoch den Aufpreis für ein gutes Messgerät zum Monitorpreis hinzu, kann man, u.U. sogar günstiger, einen bereits kalibrierten Monitor erwerben …
Farb-Umrechnung
Monitore geben also das RGB-Farbspektrum wieder, weshalb RGB-Werte in druckbare CMYK-Werte umgerechnet werden müssen. Dies geschieht beim Speichern einer Datei für Druckerzeugnisse automatisch und kann durch Wahl des Farbprofils noch beeinflusst werden.
Da RGB-Farben auf dem Monitor kräftiger wahrgenommen werden, fällt das Druckerzeugnis meist blasser und weniger ansprechend aus, womit die Enttäuschung vorprogrammiert ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass der RGB-Farbumfang, oder Farbraum, größer als der von CMYK ist. Dies bedeutet, dass nicht in CMYK enthaltene Farben „künstlich implementiert“ werden müssen.
Deshalb ist es hilfreich, jede Grafik-Datei bereits von Anfang an im CMYK-Farbraum anzulegen, so entfällt die Umrechnung und man arbeitet nur mit druckbaren Farben.
Während das Farbmodell jede Farbe im dreidimensionalen kleur ruimte beschreibt, auch die theoretisch darstellbaren Farben umfasst, repräsentiert der kleur ruimte die tatsächlich druckbaren Farben.
Das in Grafikprogrammen individuell selektierbare Farbprofil dient der Umwandlung einer Farbe in einen abweichenden kleur ruimte.
Farbe gleich Farbe
Nach aller Farbtheorie nun die eingangs angedeutete Frage: wie kommt man nun zu seinem gewünschten Farbresultat?
Neben einem kalibrierten Monitor ist ein recht banaler Behelf denkbar. Jeder kennt in Baumärkten die Farbenabteilung, die mittels Farbmischgeräten jede gewünschte Farbe herzustellen anbietet.
Farbkarten bilden eine erste Entscheidungsgrundlage und ausführliche Kataloge ermöglichen letztlich die farbliche Feinabstimmung.
Will man also die Hintergrundfarbe, z.B. eines Flyers, festlegen, notiert man sich die Wunschfarbe aus dem Katalog, die i.d.R. RAL-Farben repräsentieren.
Mit dem Online-RAL <-> CMYK Konverter lassen sich die CMYK-Werte einer RAL-Farbe ermitteln. Im Grafikprogramm wählt man als Füllung des beispielhaften Flyers den erhaltenen CMYK-Wert – und schwups – schon hat man seine Wunschfarbe, die vielleicht auf dem Monitor ein wenig anders ausschaut, als auf der Farbkarte im Katalog, dafür aber im Druck exakt jener entspricht.
Eine gute Idee ist es auch, sich mehrere Farbkarten und RAL-Farben zu suchen, in denen man den Flyer gestalten möchte. So erhält man gleich einen Eindruck, ob die Farben mit einander harmonieren oder mann ggf. eine andere Farb-Kombination wählen sollte.
Programm-Tipp
Nachdem auf Windows-Plattformen früher z.B. die Adobe Creative Suite CSx die Wahl für Designer und Grafiker war, diese eingestellt wurden und nunmehr überwiegend nur als Abonnements angeboten werden, hebt sich die – immer noch – einmalig zu lizensierende Mac OS Software von Serif (Affinity Produktpalette – Designer – Photo – Publisher, sowie etliche Add-ons) positiv von diesen kostenintensiven Lizensierungsmodellen ab.
Zudem ist die einmalige Gebühr überaus moderat, der Leistungsumfang aber absolut mit Adobe-Produkten vergleichbar.
Sehr gute Lehrvideos erleichtern die Einarbeitung, auch der Support ist vorbildlich, antwortet i.d.R. binnen 24 Stunden. Bei komplizierteren Fragestellungen kann man auch eine Beispiel-Datei einsenden und erhält die Lösung nicht nur gut erklärt in Textform, sondern auch als Live-Beispiel in der eingesandten, entsprechend modifizierten Datei.
Conclusie
Es darf, wie meist, alles gern etwas mehr sein, es muss aber nicht, um ein gutes Druckergebnis zu erhalten, das den Vorstellungen entspricht, die man beim Entwurf vor Augen hatte.
Mit exzellentem Equipment lässt sich, samt vorausgesetzter Fachkenntnis, leicht ein professionelles Ergebnis erzielen. Die Kunst liegt oft aber darin, mit geringen Mitteln, einer guten Portion gesunden Grundwissens und ein wenig Kreativität zufriedenstellende, ja sogar überzeugende Produkte zu generieren.
Dieser Beitrag soll dazu beitragen. Anregungen, die hier vermisst werden, dürfen gern mitgeteilt werden, damit sie hier ergänzend Niederschlag finden können.